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Maurice Chappaz

Testament der oberen Rhone

«Le loge à quelques lieues seulement de la fôret, au bout d'une prairie où les eaux s'évadent. Par les fenêtres ouvertes de ma demeure de bois (qui me porte et toute une famille d'enfants déguenillés, en train maintentant de dormir), on entend les clochettes d'un troupeau de chèvres qui se déplace sur les pentes ainsi qu'une eau courante ou un nuage de feuilles sèches.»

Ein Wanderer durchquert bedächtig abgelegene Weiler, feuchte Weiden und betritt, nach den letzten Dächern, das „menschenlose Territorium“. Dieses zehn Kapitel umfassende Langgedicht, untertitelt als die „Beschwörung des wilden Narziss“, ist eine brennende Anrufung der Natur jenes Gebietes Haut-Rhône im Wallis, das Maurice Chappaz so am Herzen lag, verbunden mit einer Reflexion über die Rolle des Dichters in einer radikal sich wandelnden Gesellschaft. Als eine Art Bilderbuch, das uns durch die Augen des seherischen Dichters zum Sehen verhilft, ist das „Testament des Haut-Rhône“ wie eine Arche Noah, die alle möglichen Empfindungen, Düfte, Wahrnehmungen, Vogelzwitschern und das Rauschen der Bäche versammelt, bevor diese Welt verschwindet, Körper und Habe in den Abgrund einer anderen Zeit reisst, von der der Erzähler noch nicht weiss, ob sie gut oder übel sei. Doch daneben, und womöglich hauptsächlich, sind es bestimmte „Gefühle der Kindheit“, die den Vagabunden in diesen Breiten das Geheimnis des verlorenen Paradieses erbitten lässt. Dieser erste grosse Buch Chappaz’, das er zehn Jahre nach seinem Erscheinen auf der literarischen Bühne mit „Un homme qui vivait couché sur un banc“ und „Les grandes journée de printemps“ (Die hohe Zeit des Frühlings) im Krieg vorlegte, wurde von Cingria als Erfolg gefeiert. Es bezeugt die Feindschaft Chappaz’ – „hin- und hergerissen, ich fühle in mir den Kopf zweier Welten mit ihren verschiedenen Pratiken“ – gegenüber der industriellen und touristischen Invasion und seine empörte Traurigkeit angesichts dieses „Anfangs vom Ende“ jener bäuerlichen Zivilisation, der er entsprungen war.
Maurice Chappaz, der grosse Dichter, gab dem Wallis eine Stimme, ein Vokabular und eine Seele, die er langsam verschwinden sah.

(Isabelle Falconnier, übers. von Christoph Roeber)

Der Text ist erstmals 2013 in L'Hebdo Hors-série: «Littérature Suisse, 100 livres essentiels» erschienen. <style type="text/css"> </style>

Translaziun dal titel: Testament du Haut-Rhône

Limmat Verlag, Zürich 1986

ISBN: 3-85791-110-7

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