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Michael Fehr

Glanz und Schatten

«‹Ein Hochgenuss› / ruft er / erst als alle weit weg sind / beginnt er mit den neuen Flügeln zu schlagen / erhebt sich hoch in die Lüfte und fliegt in der blaubraunen Weite heimwärts davon»

In seinem dritten Buch „Glanz und Schatten“ fächert Michael Fehr die unterschiedlichen Facetten seines poetischen Verfahrens auf. Seine lyrischen Prosatexte nennt er im Untertitel „Erzählungen“, auch wenn sie sich gegen jede formalistische Erzähldefinition sträuben. Michael Fehr komponiert Sprache mehr, als dass er sie mit Feder oder Tastatur schreibt. Er variiert sie nach musikalischen Kriterien. Reime übernehmen dabei eine zentrale Funktion. Sie kreieren einen Echoraum, in dem die Erzählung ganz aufgehoben ist.
Dem entsprechend ist Michael Fehr ein sehr spezieller Fabulierer. Im losen Flattersatz, der oft nur ein, zwei Worte auf einer Zeile enthält, verraten seine Texte artistische Ungehobeltheit und zugleich musikalische Strenge. In diesem Spannungsfeld erzählt er Märchen und Dramen, zeichnet er Idyllen und Apokalypsen, ruft er Träume und Alpträume hervor. In den Grundzügen wirken seine Erzählungen oft verwunderlich schlicht.

Michael Fehr geht es nicht um eine interessante Story, die seinen Texten Inhalt und Spannung verleiht. Es ist vielmehr die Sprache selbst, es sind die Klänge und Variationen, kratzende Ungereimtheiten und sonderbare Wortwendungen, die seine Prosa zum Funkeln und Glänzen bringen. Speziell die märchenhafte Zartheit des Diminutivs, beispielsweise in einem Wort wie „Zeitlein“, liebt er mit Inbrunst. Mit ihr weckt er naiven Wohlgefallen und macht zugleich listig die unterschwellige Gewalt dessen sichtbar, wovon er erzählt.

(Beat Mazenauer)

Michael Fehr hat für „Glanz und Schatten“ einen Schweizer Literaturpreis 2018 erhalten.

Der gesunde Menschenversand, Luzern 2017

ISBN: 978-3-03853-039-8

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