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«Er war nicht wie sie.»
Armin Greders Bilderbuch ist düster und dunkel, es zeigt Abgründe des menschlichen Seins und Handelns auf, erschüttert und fordert die Psyche. Ein Mann strandet auf einer Insel, nackt, ohne Identität, ohne Vergangenheit, ohne persönliche Geschichte, ohne all das, was das Menschsein ausmacht. Seine Physiognomie kann als «fein» bezeichnet werden, wenn man die Kolosse betrachtet, die tumben Inselbewohner, denen er sich am Strand gegenübersieht. Nicht von ungefähr sind sie alle männlich. Die Frauen gehen all dem nach, was Frauen in einer solchen Gesellschaft tun müssen: sie kochen, servieren, waschen ab. In seiner Nacktheit ist der Gestrandete verletzlich. Die spitzen und scharfkantigen Geräte, die die bulligen und massigen Männer in den Händen halten, sind eine Bedrohung, tun fast spürbar weh und sind schon ein Hinweis darauf, was für den Neuankömmling noch kommen wird. Auch steht es den Männern ins Gesicht geschrieben, dass sie gleich geschaltet sind und voller Abwehr gegenüber allem, was fremd und damit vermeintlich bedrohlich ist. Einzig der Fischer, der den Gestrandeten entdeckt, übernimmt Verantwortung und wird damit zum Gewissen dieser Inselgemeinschaft. Dem Mann wird jede menschliche Würde genommen. Er wird von den Menschen der Insel gedemütigt, indem sie ihn in einen Käfig sperren und somit sein Dasein auf das eines wehrlosen und abhängigen Tieres reduzieren. Sogar die Kinder wiederholen in den Bildern von Armin Greder diese endlose Geschichte der Alten. Am Ende des Buches haben sich die Inselbewohner des Neuankömmlings entledigt und ihr Gewissen, den Fischer, gleich mit entsorgt. Was bleibt, ist die Isolation nach aussen hinter hohen Inselmauern, ist der Rückzug in die dumpfe, bierheimelige, kleine Welt. Alles bleibt, wie es war. Ein Buch für Kinder und junge Erwachsene, die mehr erfahren und erfragen wollen über die Schattenseiten des Lebens.
Stefanie Kappus
(Quelle SIKJM)
Fischer / Sauerländer, Frankfurt am Main 2015
ISBN: 978-3-7373-5378-6