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«Oo. Dur di Pfeischtär. Ooni Dräkk. / Oo. Gsee wär ä Wäält. Oo. Nei. Kei fleeti. / Abär. Oo. Ä Wäält. Waa schoo lang. Niimä daa isch»
Die Sprache spielt eine hör- und sichtbar zentrale Rolle in den Sprechtexten von Rolf Hermann. Sein Walliserdialekt macht es möglich, selbst merkwürdigste Dinge zu erzählen und unergründliche, ja abgründige Begebenheiten zu berichten, ohne dass diese ihr Geheimnis nie preisgeben würden. Die Mundart wird so zum literarischer Kunstgriff, mit dem der Autor seine lautmalerischen Spiele treibt. Hin und wieder verfällt der lyrische Sound von hymnischer Sehnsucht abrupt in eine Slapstick-artige Komik – und gleich wieder zurück. In der Walliser Mundart hat sich aber ganz natürlich auch etwas anderes: etwas ungeschliffen Raues, Stotziges bewahrt, das sich tief ins Erzählen selbst eingräbt. Das Erzählte wird darob schrundig, rissig, es mutet merkwürdig, mitunter gefährlich und mysteriös an. Dieser Mundart geht die Gemütlichkeit anderer Mundarten ab. Sie öffnet vielmehr, wie es in einem «meteorologischen Liebesgedicht» heisst, das Fenster zu einer unheilen Welt. Rolf Hermann gelingt es spielerisch und virtuos, diese Schrundigkeit einzufangen. Vornehmlich in den längeren Erzählungen bricht etwas durch, das unhintergehbar erscheint: ein böser Schrecken. Oder es blitzt beispielsweise im Mysterium vom «Chalb uff där Alpu» mit einem Mal ein rätselhafter Glorienschein auf. Wo überhaupt möglich, hat der Autor seinen Dialekttexten eine hochsprachliche Übersetzung beigesellt. Sie dient dem Verständnis, vor allem aber macht sie, die immer manierlicher und anständiger klingt, die kernige Kraft der alpinen Mundart hörbar.
(Beat Mazenauer)
Der gesunde Menschenversand, Luzern 2017
ISBN: 978-3-03853-035-0