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Wie sollte ich mich befördern lassen, da ich bereits der Inspektor der Abwässer war?
Das Debüt „Abwässer“ (1963) verrät bereits Hugo Loetschers „fremden Blick“. Das Gutachten des Abwasserinspektors, der die Welt aus der Perspektive von unten wahrnimmt, demonstriert eine wachsende Entfremdung, die im Werk Loetschers bis zuletzt thematisiert wird. Die Welt ist grösser als was wir zuhause zu kennen meinen.
Loetscher lässt seinen Ich-Erzähler die Welt von unten her mit dem untrüglichen "Abwasserblick" betrachten. Aus derart subversiver Perspektive erhält die Wirklichkeit neue, schärfere Konturen, sie macht das unscheinbare Detail sichtbar und lässt erkennen, was gemeinhin aus dem Blickfeld gerückt wird: das Verdrängte und Vernachlässigte, die Wirklichkeit in einem umfassenderen Sinne. Erfahrungsgemäss erweise sich, legt der Inspektor in seinem Bericht dar, nicht der Einstieg in diese Unterwelt als gefährlich, sondern die Rückkehran die Oberfläche, sei es nur, weil Autofahrer die Warnschilder übersehen könnten, hinter denen er aus dem Loch heraufsteigt.
Hugo Loetscher, der Weitgereiste, verleiht diesem Reich der Abwässer hinterrücks eine Bedeutung, die sich vom Urbanen unweigerlich ins Globale weitet. ausweiten lässt. Unter der Oberfläche des helvetischen Wohlstands erstreckt sich drunten in der südlichen Hemisphäre eine unübersehbare 'Kloake' aus Armut und Not, aber auch aus (anders geartetem) Reichtum und Vitalität. Gleichermassen metaphorisch gewendet werden kann auch das Diktum von der Gefährlichkeit der Rückkehr - aus der Fernen in den heimischen Wohlstand, dessen Flitter auf einmal schal und hohl erscheinen mag. Die Rückkehr ist auch deshalb gefährlich, weil sie den Reisenden entfremdet und die Zurückgebliebenen argwöhnisch macht. Will ihnen da jemand den schwer erkrampften Besitz wegstehlen?
(Beat Mazenauer)
Diogenes Verlag, Zürich 1963
Hugo Loetscher hat sich einmal als «Süsswasser-Portugiesen» bezeichnet. In Lissabon entdeckte er den…