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«Es gab keine Gespenster. Das war ihr klar, und sie wollte auch keine Gespenstergeschichten schreiben, sondern was für die Gesellschaft, auf keinen Fall aber Märchen, und sie wollte keine Gespräche führen mit Halbtoten. Punkt.»
Mit «Maries Gespenster» hat die Zürcher Autorin Simona Ryser ein bemerkenswertes Romandebüt vorgelegt. Marie streift unstet durch das Labyrinth der Grossstadt und findet keine Ruhe. Auf der Strasse oder im Bus begegnet sie immer wieder ihrer eigenen Mutter, die doch längst gestorben und begraben ist. Marie versucht, mit den Erinnerungen an sie klar zu kommen. Durch rituelle Gewohnheiten schützt sie sich vor dem Irrewerden. Täglich veränderte Listen helfen ihr, den Schein der Ordnung aufrecht zu erhalten und das komplizierte Leben zu meistern.
Simona Ryser erzählt von Marie und ihren Versuchen, den Alltag zu bändigen, mit einer streng rhythmisierten Sprache, die im Kern die Rauheit und Ungebärdigkeit von Büchners Drama «Woyzeck» in sich birgt. Diskret und klug lässt die Autorin Motive und Sätze daraus in ihren Text einfliessen, zudem begleitet vom Echo «Lasciate mi morire» aus Monteverdis Oper «L’Arianna». Auf diese Weise erzeugt Simona Ryser ein kompaktes Erzählstakkato, in das eingebettet die Heldin durch Konsumparadiese und die urbane Wildnis geistert, auf der Suche nach ihrem Freund Wolf und nach sich selbst. Am Ende mischt sie «die Zahlen neu».
(Beat Mazenauer)
Limmat Verlag, Zürich 2009
ISBN: 978-3-85791-535-2