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«Gustav Brühwiler liegt in der Badewanne. Er hat das Wasser grosszügig mit Lavendelmilch versetzt, sie sei «entspannend und harmonisierend», steht auf der Flasche. Kein Luxus für einen, der wie Brühwiler Tag und Nacht in den Sielen liegt, um ein angesehenes mittleres Unternehmen im tiefen Geläuf der Konjunkturflaute auf Trab zu halten.»
Mit seinen Wirtschafts-Kolumnen unter dem Titel «Business Class» hat Martin Suter ein Genre erfunden. Auf spitzer Feder spiesst er die Welt des Managements auf. Die satirische Präzision verrät dabei, dass der Autor die Business Class aus der Erfahrung eines Creative Directors bestens kennt. Der ehemalige Werber weiss, wie die Männer des oberen und mittleren Kaders um und für sich selbst werben. Zwar ist in diesen Geschichten viel von Human Resource Management und Human Relations die Rede, im Grunde aber geht es vorwiegend um etwas viel Eigensinnigeres: um Self Design, landläufig Narzissmus genannt. Wie viel Zeit und Mühen verwenden Manager darauf, Kontakte anzubahnen, Trends nachzueilen, gesellschaftliche Bonuspunkte zu sammeln, die korrekte Krawatte auszuwählen! Vor allem aber streben sie ebenso krampfhaft wie vergeblich danach, sich bei den Vorgesetzten ebenso wie bei den Untergebenen ins rechte Licht zu rücken und nicht in die Grube zwischen Jovialität und Respekt zu stürzen. Sie wollen geliebt sein, auch um den Preis des Selbstbetrugs. Eitelkeit und Furcht sind deshalb die Motoren, die das Business am Laufen halten.
«Business Class» übertreibt mit Witz und Schärfe. Die kurzen Kolumnen treiben ein Spiel mit Klischees und listigen Pointen. Martin Suter hat sich hier jene Ecken und Kanten bewahrt, die in seinen Bestseller-Romanen längst abgeschliffen sind.
(Beat Mazenauer)
Diogenes, Zürich 2000
ISBN: 978-3-257-23319-3