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Fragebuch #1:Dominik Riedo

Dominik Riedo im Literaturschweiz.ch-Fragebuch.

- Welches ist mein schrecklichstes Literatur-Erlebnis?
Altherrenerotik jeglicher Couleur. Wie sie es nicht merken können, dass «wenn sie abends, nachdem sie ihre Lampe ausgepustet hatte, oft einige Augenblicke verträumt dasass, die aufgelösten Haare auf ihren nackten Brüsten, den Kopf zum Fenster gewandt, wohin die Nacht eine fahle Helle warf, die Arme ausserhalb ihres Bettes» einfach nur verdammter Kitsch ist, um sich irgendwie anzumachen, dann ist das tragisch-schrecklich-endzeitlich.

- Welches ist mein schönstes Literatur-Erlebnis?
Als ich merkte, dass ich in einem Roman lebe.

- Was ist die dümmste Literatur-Frage, die mir je von einer Journalistin oder einem Journalisten gestellt wurde?
Sie schreiben schon nur, weil sie Probleme haben, oder?

- SchriftstellerInnen sollten a) fleissig sein, b) faul sein, c) anders sein d) alle drei.

- Betrunken schreiben kann ich a) besser, b) schlechter, c) mich nicht erinnern.
Noch nie versucht. Warum? Gute Frage! Ich weiss es nicht mal.

- Betrunken lesen kann ich a) besser, b) schlechter, c) mich nicht erinnern.
Das Buch beginnt sich zu drehen – und lieber möchte ich es nicht vollk*****. Also versuche ich auch das nicht wieder.

- Welchen Text hätte ich richtig gerne selbst geschrieben?
Anna Livia Plurabelle.

- Welchen Text bin ich richtig froh, nicht selbst geschrieben zu haben?
Die Bibel.

- Hat mir schon mal jemand einen literarischen Einfall geklaut? Falls ja: wie rächte ich mich?
Leider viel zu ungeschickt: Ich hab nur ne geharnischte Mail geschrieben. Die Antwort lautete: «Das ist alles gar nicht wahr.» - Aber wirklich rächen möchte ich mich bisher in meinem Leben nur an einem einzigen Menschen: Mannheit Frissbös!

- Warum bezeichne ich mich eigentlich als: a) AutorIn, b) SchriftstellerIn, c) SchreibendeR, d) LiteratIn?
Weil ich geworden bin, was ich schon immer war?
- Wie lange dauerte es, bis ich mich so bezeichnete?
Fast 30 Jahre.

- Ich würde eher a) über das Wetter reden, wenn mir an einem Apéro nichts einfällt, oder b) über das Wetter schreiben, wenn mir nichts zum Schreiben einfällt. Warum?
Reden. Zum Schreiben zwingt mich niemand. Zum Reden je nachdem schon …

ZUM AUTOR
Dominik Riedo wurde 1974 in der Schweiz geboren und fragt sich immer noch, wieso. So lenkt er sich seit 15 Jahren mit Schreiben ab (24 Buchveröffentlichungen; 2018 «Verstörende Geschichten») und ist seit sechs Jahren Mitherausgeber der Zeitschrift «Aufklärung und Kritik». Dass er zum Kulturminister der Schweiz gewählt worden war (2007–2009), hinterfragt er immer noch, dafür ist er sich sicher, dass die Arbeit beim PEN als Präsident des DeutschSchweizer Zentrums (2010–2012) sinnvoll war. Mehr unter www.dominikriedo.ch

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