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«u aube gits nume no aube n einisch»
In der Diktion des Emmentalers Ernst Eggimann beweist die (berndeutsche) Mundartliteratur seit Ende der 1960er Jahre ihre Modernität. Das heimische Idyll erhält darin einen doppelten Boden. Eggimann dreht und wendet heimatliche Klischees solange, bis sie fadenscheinig werden. Im Gedicht «mir schwizzer si frei» (Wir Schweizer sind frei) versammelt er lauter positive Aussagen wie aus dem Werbeprospekt. Die hartnäckige Wiederholung des Unveränderlichen erinnert jedoch immer stärker an ein Pfeifen im Walde, auf dass keine bösen Geister über das «chline schwizzeli» (kleine Schweizlein) kommen.
Ernst Eggimann nutzt die Reize der gesprochenen Mundart mit listiger Konsequenz. Sie erlaubt sprachliche Bewegungen auf kleinstem Raum. Dabei geht es immer um alltägliche Kommunikation, die sich am liebsten in Floskeln ausdrückt. Im lautmalerisch Gesprochenen bei Eggimann werden sie doppeldeutig und ambivalent. Schon der Titel «u ner hört» signalisiert es: darin steckt ein «unerhört» ebenso wie «und er hört». Vieler dieser Gedichte sind, oft heimlich und unbekannt, längst schon Klassiker – oft sogar im gewöhnlichen Sprachgebrauch. Die neuere Wiederentdeckung von Mundart-Literatur verdankt ihm nicht wenig.
(Beat Mazenauer)
Der gesunde Menschenversand, Luzern 2011
ISBN: 978-3-905825-27-5